Vespa Originallack freilegen
Wie geht man vor? Was ist zu beachten? Welche Produkte sind zu empfehlen?
Vor ein paar Tagen habe ich angefangen den Originallack meiner Vespa GS/3 freizulegen und will meine Erfahrungen und Produkt-Empfehlungen mit euch teilen. Aber vorab ein paar Hinweise, die du vor dem Start bedenken solltest:
- Es ist unglaublich viel Arbeit. Du benötigst Ausdauer und Geduld!
- Wer die Arbeit vernünftig und lackschonend machen möchte, braucht viel Zeit!
- In den meisten Fällen wirst du nicht einschätzen können, was dich unter dem bestehenden Lack erwartet.
- Das Ergebnis kann gut oder schlecht aussehen, egal wieviel Mühe du dir gibst.
- Du wirst dir jeden Tag denken, warum habe ich damit nur angefangen.
Ihr erfahrt in den kommenden Wochen, ob sich das Durchhalten und die ganze Arbeit bei meiner Vespa gelohnt haben. Ich aktualisiere diesen Artikel fortlaufend mit meinen Erfahrungen und Tipps.
Teilt auch eure Erfahrungen zur Originallack Rettung! Nutzt die Kommentarfunktion!
Schritt 1: O’Lack freilegen
Vorgehensweise für die schonende Freilegung des Vespa Originallacks
Gute Erfahrungen habe ich mit den folgenden Produkten gemacht:
- Aparoli Graffiti Entferner (Für mich hat dieser Graffiti Entferner am besten funktioniert)
- KSD UBS & 1K Entferner (wie Setta Graffitientferner – Korrosionsschutz Depot.)
- Würth Graffiti Entferner (Hat als Alternative auch gut funktioniert)
- RepairTec Speziallöser (etwas schonender als Graffiti Entferner. Ich habe damit Farbschleier entfernt)
- Ehdis Kunststoff Schaber (Unverzichtbares Tool, um aufgeweichte Lackschichten abzuschaben)
- Bremsenreiniger (Um freigelegte Flächen zwischendurch sauber zu machen)
- Spülschwämme (Du benötigst jede Menge davon!)
- 3M Perfect-it III Feinschleifpaste (Gut, um Grundierungen schonend zu entfernen. Aber Vorsicht!)
- Bosch Schleifschwamm sehr fein (Um hartnäckige Lackreste zu entfernen)
- Schleifpapier Set; sehr fein (Lackreste und kleine Kratzer entfernen. Vorbereitung für die Politur)
- Ballistol (Gegen Flugrost. Habe ich genutzt, wenn ich ein oder mehrere Tage später weitergemacht habe)
- Nitro Verdünnung und Aceton (Habe ich kaum benutzt. Vorsicht!! Der O’Lack kann schnell beschädigt werden)
Bevor man beginnt, sollte man die unterschiedlichen Produkte an einer unauffälligen Stelle testen. Hierbei mit den schonendsten Produkten anfangen und sich dann nach und nach steigern. Besondere Vorsicht bei Lenker und Rücklicht!! Diese Teile sind aus Alu-Guss. Der Originallack ist hier sehr empfindlich und wird schnell angegriffen. Die Verträglichkeit unbedingt testen!
Vorgehensweise: Auftragen einer Schicht Graffiti Entferner, mit einem Fön oder Heißluftfön erwärmen (wenn es wärmer ist, wird dieser Schritt nicht benötigt), ca. 10 Minuten einwirken lassen (Testen! Jeder Lack verhält sich unterschiedlich) und dann mit dem Kunststoff Schaber die abgetragenen Lackschichten entfernen. Aufgrund der hierbei auftretenden Dämpfe solltest du unbedingt eine Atemschutzmaske mit Filter verwenden! Im nächsten Schritt mit einem Spülschwamm (rauhe Seite) die aufgeweichte Lackschicht in kreisenden Bewegungen entfernen und dabei immer den Zustand des Originallacks im Auge behalten. Danach die behandelte Stelle reinigen und mit einem Tuch trocknen. Wiederholt den Zustand des Originallacks prüfen. Je nach Ergebnis den Schritt wiederholen, der Graffiti Entferner sollte aber nicht auf bereits freigelegte O’lack Stellen aufgetragen werden. Bei mir war die Grundierung der Überlackierung (auf den Fotos hellblau) teils sehr hartnäckig und wurde entweder mit dem Spülschwamm oder mit Nassschleifpapier (Körnung: 1.000 bis 2.000 und Wasser) entfernt bzw. sehr vorsichtig runtergeschliffen. Wenn das nicht funktioniert, solltet ihr alternativ die Feinschleifpaste nutzen, um hartnäckige Lackschichten vorsichtig zu entfernen.
Der Originallack auf Aluguss Teilen, wie z.B. Lenker und Rücklicht, ist deutlich empfindlicher. Hier sollte besonders vorsichtig gearbeitet werden! Die Überlackierung des Lenkers meiner GS/3 habe ich daher vorsichtig mit Nassschleifpapier runtergeschliffen. Das funktioniert gut, ist allerdings auch sehr zeitaufwändig.
Hier ein paar Fotos meines Starts. Die eigene Technik entwickelt sich und man wird von Tag zu Tag schneller.
Schritt 2: O’Lack polieren und aufarbeiten
Den Originallack aufarbeiten und auf Hochglanz polieren
Gute Erfahrungen habe ich mit den folgenden Produkten gemacht:
- Schleifpapier Set; sehr fein (Lackreste entfernen. Vorbereitung für die Politur)
- Rot Weiß Polierpaste (Super zum Aufpolieren! Letzte Farbreste & Kratzer zu entfernen)
- 3M Perfect-it III Hochglanz Maschinenpolitur (Super zum Aufpolieren! Letzte Farbreste & Kratzer zu entfernen)
- Rot Weiß Handpolierschwamm (Kann ich empfehlen)
Vorgehensweise: Bevor man mit dem Aufpolieren beginnt, sollte man den Lack mit Nassschleifpapier (Körnung: 1.000 und im Anschluss 3.000) vorbereiten und so kleine Kratzer, letzte Farbreste und Unebenheiten entfernen. Auch hierbei sollte sehr vorsichtig und ohne viel Druck gearbeitet werden! Die Lackoberfläche muss dabei nass gehalten werden. Arbeite in kleinen kreisenden Bewegungen (im Kreuzgang). Danach den Lack gründlich reinigen und trocknen. Jetzt starten wir mit dem eigentlichen Polieren des Lacks. Hierfür ein bisschen Polierpaste auf einen Handpolierschwamm geben und in kreisenden Bewegungen (Polieren im Kreuzgang) und ohne Druck den Lack aufpolieren. Behalte auch hierbei immer den Originallack im Auge, denn die Polierpaste hat eine leicht schleifende Wirkung. Wenn du also zu fest, oder zu lang polierst, könnte der O’Lack beschädigt werden. Laut Erfahrungen aus diversen Internetforen sollten alle Schritte mit der Hand und nicht mit einer Poliermaschine gemacht werden. Das Ergebnis ist erstaunlich! Die vorher matte und rauhe Lackoberfläche glänzt und ist sehr glatt. Hier das Ergebnis.
Schritt 3: O’Lack konservieren & Rost stoppen
Gut sollen folgende Produkte sein (Noch nicht getestet):
- Elaskon Aero 46 Spezial
- Owatrol-Öl (Soll zur Konservierung des Zustands gut sein. Ich werde zunächst Wachs testen.)
- Brunox Epoxy Roststopper
- Fertan Rostkonverter (Zersetzt den Rost und löst ihn vom befallenen Metall ab)
- Wachs
Vorgehensweise: Es gibt unzählige Meinungen und Erfahrungen zu diesem Thema. Viele schwören auf die Lack-Konservierung mit Owatrol, einem Korrosionsschutzmittel welches den bestehenden Rost penetriert, ihm den Sauerstoff entzieht und damit eine Verschlechterung des Korrosionsgrades verhindert. Die Patina soll dadurch konserviert werden. Nachteil: Owatrol ist eine Mischung aus Klarlack und Öl und so konzipiert, dass es nicht 100%ig aushärtet. Ein späteres entfernen soll wohl selbst durch Sandstrahlen nicht zu 100% klappen. Eine möglicherweise anstehende Neulackierung ist damit kaum noch möglich.
Dank eurer Tipps habe ich mich für das Korrosionsschutzwachs Elaskon Aero 46 Spezial entschieden und damit bisher gute Erfahrungen gemacht. Bevor das Wachs aufgetragen wird, muss die Oberfläche gründlich gereinigt und getrocknet werden. Der Lack bekommt durch das Wachs eine etwas matte und samtige Oberfläche, welche mir persönlich sehr gefällt. Bei Bedarf kann die leicht matte Wirkung mit einem Poliertuch aufpoliert werden (bisher nicht getestet). Das Wachs muss gelegentlich neu aufgetragen werden. Vorteil: Keine Verfärbungen des Lacks oder blanker Metallflächen.